Wenn eine Ära endet, so beginnt eine neue. Ich starte meine berufliche Karriere in der Schweiz bei der damaligen ABB Kraftwerke AG in Baden. Es ist der 1. November 1999. Eine meiner frühen Aufgaben als Produktbetreuer im Customer Service für Gasturbinen ist es, mich mit der berühmten GT13E2 vertraut zu machen. Ich erhalte eine Querschnittszeichnung des Thermischen Blocks und soll einzeichnen wie die Luft ihren Weg vom Ansaug durch den Eintritt in den Kompressor, die Brennkammer und die Turbine bis zum Austritt nimmt.

Bald darf ich zu meiner ersten Befundaufnahme nach Holland reisen. Nach dem Flug Zürich – Amsterdam stehe vor einer enormen Maschine, die so hoch wie ein Einfamilienhaus ist. Auf die Zeichnung blickend, hatte ich sie viel kleiner erwartet.

Der Joint-Venture ABB Alstom ist seit meinem ersten Arbeitstag in allen Köpfen. Wir diskutieren was das für uns Mitarbeitende bedeutet. Keiner ahnt, dass sich ABB bald ganz aus dem Kraftwerksgeschäft mit Gasturbinen zurückziehen wird. Unter Alstom bauen wir in die bestehende GT-Flotte „state-of-the-art“ Techonologien im Rahmen von R&D-Projekten und Upgrades ein. Auch die neue GT36 wird entwickelt. Jetzt kommt GE ins Spiel.

ABB, Alstom in Baden bis 2015

An diesem 2. November 2015, nach mehr als einem Jahr warten, gibt es viele Veränderungen. Die sind ganz offensichtlich, denn der blaue Schriftzug von Alstom mit dem roten „o“ am Standort Baden wird bereits abgerissen und durch das graue Monogramm von GE ersetzt. „Day 1“ ist endlich da!

Wiederum kann uns niemand sagen wie die Veränderungen im Detail aussehen werden and von welchen Zeiträumen wir ausgehen müssen. Die Kommission der Euopäischen Union hat jedenfalls bechlossen, dass GE das Neuanlagengeschäft von Alstom für die GT26 und GT36 sowie einen Teil des Thermal Services an Ansaldo abtreten muss. Das beinhaltet auch den Transfer von vielen Kolleginnen und Kollegen zum italienischen Konkurrenten.

Der neue GE Power Services hat sich dazu entschieden das Headquarter von den USA nach Baden in die Schweiz zu verlegen. Das ist ein gutes Zeichen für den Standort, der traditionell schon immer die Zentrale für den Service an Maschinen von BST, BBC, BBT, ABB, Alstom und anderen Marken war.

GE am Standort Baden, ehemaliges ABB und Alstom-Gebäude

Wir machen unseren Job und passen uns an die neue Situationen an. „Tag 1“ ist nicht viel anders als der Tag davor. Einige Mitarbeiter verlassen die Firma, andere nehmen neue Herausforderungen intern an – und es gibt sogar jene, die nach einer Ausszeit wieder zurückommen.

Ich bleibe. Für mich haben sich immer wieder Entwicklungsmöglichkeiten ergeben und ich glaube das wird auch so bleiben. Ich bin loyal – zu mir, zu meiner Familie und zu meinem Job. Die Umgebung ändert sich aber das Wasser wird weiterhin den schmalen Fluss Limmat in der kleinen Stadt Baden in der winzigen Schweiz hinabfliessen. Das ist unabhängig, ganz egal ob nun ein rotes ABB-, ein blau/rotes Alstom-Logo oder ein graues GE-Monogramm oben an den Bürogebäuden leuchtet.